Hallo nochmal,
da Neofolk das Heidentum oft thematisiert, möchte ich noch ein Interview reinstellen, entliehen aus dem Ikonenmagazin.Ich hoffe das Ikonnemagazin hat nichts dagegen, dass ich mich oft bediene, allerdings gebe ich auch immer die Quellen an und ich möchte gerne, dass der Inhalt an möglichst viele Leute weitergegeben wird.Liebes Ikonenmagazin, wenn das nicht in Ordnung ist, dann meldet euch bei mir, ansonsten schreibe ich euch demnächst mal an. :)
"See, your history a book of blood / Horror designed by human brains, I can’t forget! / Where are the tortured souls now, who can justify their pain?! / Is this humanity, than this is no place for me [...] Your world in my eyes / At the end / Bloody tears blind my sight...“"
Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Als Heide fühlt man sich mit der Mutter Natur verbunden. Man ist sich seiner biologischen Instinkte bewusst, was ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, da die Dogmen des Christentums unsere Instinkte dämonisiert haben, und unsere Gesellschaft erst wieder lernen muss, wie man in Einklang mit der Natur denkt. Spirituell bedeutet das, durch die Mythen und alten Lebensweisheiten sich selbst zu erkennen, und die Natur um sich herum zu verstehen. Es bedarf also keiner ‘besonderen Umstände‘, um ein Heide zu sein. Die ‘alte Tradition‘ ist eine offizielle Religion hier in Norwegen, und auch viele 'gewöhnliche' Leute haben ein enges Verhältnis zu ihrer Kultur.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Was erwiderst Du Menschen, die Deine Weltanschauung und Lebensart als Eskapismus, als Fluchtbewegung aus den Widrigkeiten der postmodernen Industriegesellschaft, kritisieren?
Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Hagalaz‘ Runedance: When the Trees were silenced (7 inch, Elfenblut 1996) – The Winds that Sang of Midgard’s Fate (CD, Elfenblut 1998) – Urd – That Which Was... (MCD, Well of Urd 1999) – Volven (CD Well of Urd 2000) – Frigga’s Web (Hammerheart 2001)
Buch: Die alten Feuer von Midgard, Berlin: Second Sight Books 2001, ISBN 3-935684-01-0
da Neofolk das Heidentum oft thematisiert, möchte ich noch ein Interview reinstellen, entliehen aus dem Ikonenmagazin.Ich hoffe das Ikonnemagazin hat nichts dagegen, dass ich mich oft bediene, allerdings gebe ich auch immer die Quellen an und ich möchte gerne, dass der Inhalt an möglichst viele Leute weitergegeben wird.Liebes Ikonenmagazin, wenn das nicht in Ordnung ist, dann meldet euch bei mir, ansonsten schreibe ich euch demnächst mal an. :)
"See, your history a book of blood / Horror designed by human brains, I can’t forget! / Where are the tortured souls now, who can justify their pain?! / Is this humanity, than this is no place for me [...] Your world in my eyes / At the end / Bloody tears blind my sight...“"
Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Als Heide fühlt man sich mit der Mutter Natur verbunden. Man ist sich seiner biologischen Instinkte bewusst, was ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, da die Dogmen des Christentums unsere Instinkte dämonisiert haben, und unsere Gesellschaft erst wieder lernen muss, wie man in Einklang mit der Natur denkt. Spirituell bedeutet das, durch die Mythen und alten Lebensweisheiten sich selbst zu erkennen, und die Natur um sich herum zu verstehen. Es bedarf also keiner ‘besonderen Umstände‘, um ein Heide zu sein. Die ‘alte Tradition‘ ist eine offizielle Religion hier in Norwegen, und auch viele 'gewöhnliche' Leute haben ein enges Verhältnis zu ihrer Kultur.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Was erwiderst Du Menschen, die Deine Weltanschauung und Lebensart als Eskapismus, als Fluchtbewegung aus den Widrigkeiten der postmodernen Industriegesellschaft, kritisieren?
Die „Priesterin von Midgard“
Ein Gespräch mit der Musikerin Andrea Haugen über
Heidentum als Lebensart
„See, your history a book of blood / Horror
designed by human brains, I can’t forget! / Where are the tortured
souls now, who can justify their pain?! / Is this humanity, than this
is no place for me [...] Your world in my eyes / At the end / Bloody tears
blind my sight...“ Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Als Heide fühlt man sich mit der Mutter Natur verbunden.
Man ist sich seiner biologischen Instinkte bewusst, was ja leider keine
Selbstverständlichkeit mehr ist, da die Dogmen des Christentums unsere
Instinkte dämonisiert haben, und unsere Gesellschaft erst wieder
lernen muss, wie man in Einklang mit der Natur denkt. Spirituell bedeutet
das, durch die Mythen und alten Lebensweisheiten sich selbst zu erkennen,
und die Natur um sich herum zu verstehen. Es bedarf also keiner ‘besonderen
Umstände‘, um ein Heide zu sein. Die ‘alte Tradition‘
ist eine offizielle Religion hier in Norwegen, und auch viele 'gewöhnliche'
Leute haben ein enges Verhältnis zu ihrer Kultur.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Was erwiderst Du Menschen, die Deine Weltanschauung
und Lebensart als Eskapismus, als Fluchtbewegung aus den Widrigkeiten
der postmodernen Industriegesellschaft, kritisieren?
Ich bekomme eigentlich solche Kritiken nicht, allgemein
werden meine Meinungen respektiert und als ziemlich bodenständig
angesehen. Wenn ich immer wieder betone, heidnisch zu sein, bedeutet das
nicht, alles stehen und liegen zu lassen und in Strohhütten ohne
Strom zu ziehen. Es bedeutet, sich der Natur bewusst zu werden, seiner
eigenen, inneren Natur bewusst zu werden und eine persönliche Balance
zu finden. Die alten Religionen drehen sich um das Verständnis der
Natur und der menschlichen Natur. Die heidnischen Werte drehen sich darum,
das Leben auf die angemessenste Weise zu leben. Daher würde ich sagen,
dass die alten Weisheiten, auf die ich mich beziehe, sehr realistisch
sind. Man verhält sich zu der Natur und man verhält sich zu
den Mitmenschen, ohne die Angst vor einem Gott, der aufpasst und straft,
wenn man seinen Gesetzen nicht gehorcht – wie es im Christentum
der Fall ist. All solche dogmatischen Religionen sind wirklich gefährlich
weltfern, wenn man sie fanatisch ausübt. Als Heide ist man dagegen
selbst für sein Leben verantwortlich, lebt das Leben zu seinem Besten
und hat einen offenen Sinn für die Mystik und Magie der Natur. Auf
der anderen Seite würde ich natürlich zugeben, dass ich unser
alltägliches Leben für furchtbar geistlos und 'unmagisch' halte.
Insofern kann meine Beschäftigung teilweise schon als der Versuch
begriffen werden, in eine mystischere Welt zu entkommen.
Über die germanische Welt und Religion ist nur sehr
wenig überliefert. Viele Fakten lassen sich nur aus erheblich späteren
Quellen abstrahieren. Auch die Bücher von Edred Thorsson, auf die
Du Dich u.a. in Deinem Buch beziehst, basieren eigentlich auf Runenkunde
des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ist nicht die aktuelle
Vision vom Germanentum ein gegenmodernes Konstrukt?
Vieles von der alten Religion hat überlebt, das man
in unseren heutigen Traditionen, Bräuchen, Geschichten, Sagen, Werte,
Ortsnamen noch entdecken kann. Viel hat sich gewandelt, doch die menschliche
Natur hat sich nicht verändert. Viele Erkenntnisse über Runenkunde
und Rituale sind modern, ja. Da unsere Vorfahren nichts niedergeschrieben
haben, ist wenig aus originären Quellen überliefert. Doch man
muss bedenken, dass die heidnische Tradition eine lebende Tradition ist.
Sie bewegt sich mit uns und wird ständig ergänzt. Unsere Vorfahren
haben ihre eigenen Rituale ausgearbeitet, und wir heute müssen die
magischen Symbole neu interpretieren und unsere eigenen Rituale gestalten.
So können wir den alten Geist weiterführen.
Heidentum, und speziell dessen nordische Ausrichtung,
stößt vielfach auf massive Kritik aus politischer Perspektive.
In Deinem Buch gehst Du selbst darauf ein. Denkst Du, das konsequente
Freidenkertum, das dem nordischen Heidentum innewohnt, ist überhaupt
anschlussfähig für eine politische Ausrichtung?
Einige unserer norwegischen Heiden sind politisch aktiv
in den linken und grünen Parteien. Spiritualität und Politik
sollten jedoch unabhängig von einander sein. Der nordische Asatrù-Glaube
ist ein ethnischer Glaube und wie alle anderen Naturreligionen sollte
er auch als solche anerkannt werden. Wir sollten unsere alten Symbole
zeigen, wir haben das Recht dazu, und wenn jemand negativ darauf reagiert,
erkläre ich, dass ich mich ebenso vom christlichen Kreuz oder ähnlichen
Symbolen, die von tyrannischen Regimen verwendet wurden, provoziert fühle.
Manchmal vermute ich, dass der eigentliche Grund dafür, warum die
Heiden als „Nazis“ diskriminiert werden, der ist, dass sich
die Gesellschaft von unserer Denkweise und unseren Bemühungen um
individuelle Freiheit bedroht fühlt.
Einige Deiner Texte sind sehr martialisch, speziell
in der massiven Ablehnung der christlichen Kirche („Fight the men
with cross that raped our souls...“). Welche Rolle spielt in Deiner
Kunst der Archetyp des "Kriegers"?
Ich bin dem Image des Kriegers, besonders der Kriegerin
oder Jägerin sehr angetan. Ich bin auch in einer Wikinger-Re-enactment-Gruppe;
nicht, weil ich für die Jagd oder den Krieg bin, sondern weil ein
Krieger im mythologischem Sinne ein starkes Individuum symbolisiert der/die
für sein/ihr Recht kämpft, sich durchsetzt und andere verteidigt.
In meinem Leben musste ich oft kämpfen, mich verteidigen; kämpfen,
um an mein Ziel zu kommen. Und natürlich kämpfe ich für
eine Ideologie. Auch würde ich nicht vor physischem Kampf zurückschrecken,
um meine Tochter Alva zu verteidigen. Doch dies ist ein natürlicher
Instinkt, den alle haben sollten.
Vor einigen Jahren noch warst Du sehr befasst mit einer
Weltsicht, die man grob als ‘satanistisch‘ bezeichnen könnte,
wobei Du selbst betonst, dass es dabei darum gehe, in ‘Satan‘
ein philosophisches, ambivalentes Prinzip zu entdecken, das ein Leben
in Balance ermöglichen kann. Ähnliche Ansätze finden sich
auch in deinem Buch Die alten Feuer von Migard.
Siehst Du einen wesentlichen Unterschied zwischen Deinem Satanismus von
einst und dem nordischen Schamanismus?
Wie ich in meinem Buch erwähne, ist die Figur des Satans
eigentlich eine positive Figur. Er symbolisiert die natürlichen Instinkte
und das freie Denken des Menschen. Er ist ein Rebell, der sich dem faschistischen
Regime des ‘Einzigen Gottes‘ widersetzt. Im Christentum gilt
die Haltung als ketzerisch oder „böse“. Auch ist Satan
eine dämonisierte christliche Version der heidnischen Wald- und Naturgötter.
Deswegen mag ich diese Figur. Sogenannte 'moderne Satanisten' gehen gegen
diese christliche Dämonisierung an. Sie sind sich ihren natürlichen
Instinkte bewusst und haben die gleiche Lebensauffassung wie Heiden, das
Leben voll auszuleben, die sogenannten dunklen Aspekte des Lebens zu erforschen
und damit umzugehen anstelle es zu verneinen. Dennoch bin ich nicht so
von dem Namen „Satanismus“ begeistert, da er ein Teil des
Christentums ist und somit die christliche Ideologie am Leben hält.
Ich halte es am besten, das Christentum ganz hinter sich zu lassen.
C.G. Jung schrieb ja: „Wenn die Menschen aber
dazu erzogen werden, die Schattenseite ihrer eigenen Natur zu sehen, so
ist zu hoffen, dass sie auf diesem Wege auch ihre Mitmenschen besser verstehen
und lieben lernen.“ -– Würdest Du Deinen eigenen Ansatz
eines nichtpatriarchalischen Glaubenssystems als feministisch bezeichnen?
Das Weibliche spielte eine große Rolle in den heidnischen
Kulturen und war wohl sehr anerkannt. Das Unterbewusstsein, das Ungesehene,
das Mystische und Magische wurden als weiblich angesehen. Die Weisheit
selbst ist in fast allen Mythen weiblich. Die erste Gottform war die Mutter,
die Göttin, die das Leben gibt und die das Leben nimmt. Das individuelle
Schicksal der Menschen und auch der Götter, so glaubte man, sei von
einer weiblichen Kraft bestimmt. Doch man kann in den Mythen ganz eindeutig
erkennen, dass das Weibliche und das Männliche miteinander harmonieren
und sich ergänzen. Das heißt, beider Werte sind anerkannt und
geschätzt. Durch die Mythen kann jeder Mann und jede Frau sich selbst
erkennen, und sich mit den Göttern und Göttinnen identifizieren.
Die Hinwendung zu weitgehend akustisch erzeugter Musik,
wie sie auch Hagalaz Runedance präsentiert, wirkt fast wie ein reaktionärer
Impuls angesichts der umfassenden Technifizierung populärer Musik.
Wie ist Dein Verhältnis zu aktueller Popmusik und wie würdest
Du die Position von ritueller und neofolkloristischer Musik in der internationalen
Musikszene verorten?
Für mich sind die akustischen Folk- und Mittelalter-Instrumente
(Akustikgitarre, Drehleier etc.), die ich benutze, sehr wichtig. Ich liebe
den Klang von alten Instrumenten und schaffe so eine Verbindung zur Vergangenheit.
Instrumente wie die Lyre werde schon in den Mythen erwähnt. Meine
Musik ist eine Reise zwischen Welten, alten und neuen, daher benutze ich
auch moderne Instrumente. Ich selbst würde meine Musik als 'progressiven
Folk' bezeichnen. Heidentum und Musik bieten für mich dasselbe: spirituelle
Freiheit und magische Kreativität.
Ist ein heidnische Lebensart mit fortschreitender kultureller
und wirtschaftlicher Globalisierung vereinbar?
Ich würde sogar sagen, dass es mehr und mehr notwendig
wird, sich an seiner Wurzeln zu erinnern, umweltbezogener zu denken und
mehr ökologisch verträgliche Mittel einzusetzen, um unsere Erde
wieder in Balance zu bringen.
Zum Abschluss: Würdest Du Dir wünschen,
dass Du mit Deinem künstlerischen Werk Menschen beeinflusst, und
dass die Akzeptanz nordischer Spiritualität sich weiter verbreitet?
Die „Priesterin von Midgard“
Ein Gespräch mit der Musikerin Andrea Haugen über
Heidentum als Lebensart
„See, your history a book of blood / Horror
designed by human brains, I can’t forget! / Where are the tortured
souls now, who can justify their pain?! / Is this humanity, than this
is no place for me [...] Your world in my eyes / At the end / Bloody tears
blind my sight...“ Diese melancholischen wie auch anklagenden Worte stammen von der Musikerin und praktizierenden Heidin Andrea Haugen. Von einer spirituellen Suche nach ihrer kulturellen Identität und ihren mythologischen Wurzeln getrieben, führte sie ihr Weg früh nach London, wo sie als Tierarzthelferin arbeitete und langsam Kontakte zur okkulten Szene aufbaute. Die Schriftsteller der Schwarzen Romantik wurden ebenso zu einem starken Einfluss auf ihr Denken wie auch die Philosophie Nietzsches und Marquis de Sades. Im Umfeld der englischen Gothic- und Neofolkszene lernte sie den norwegischen Musiker Tomas Haugen kennen, mit dem sie nach Norwegen zog und sich fortan dem Studium der nordischen Mythologie widmete. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Alva wurde es ihr möglich, den Traum der heidnischen Kerngemeinschaft zu verwirklichen. Mit ihrem folkloristischen und rituellen Musikprojekt Hagalaz Runedance, das bislang vier CDs herausbrachte, versucht sie, einen intensiven Einblick in ihre Weltsicht zu ermöglichen. Und mit dem auch in Deutschland erschienenen Buch Die alten Feuer von Midgard (Berlin 2001) schildert sie ihre ganz persönlichen Ansichten, was es bedeuten kann, in der gegenwärtigen Gesellschaft als Heide zu leben.
Andrea, Du lebst mit Deiner Familie als Heidin in Norwegen. Welche Umstände ermöglichten es, diesen Traum wahr werden zu lassen: Heidentum als Lebensart zu verwirklichen?
Als Heide fühlt man sich mit der Mutter Natur verbunden.
Man ist sich seiner biologischen Instinkte bewusst, was ja leider keine
Selbstverständlichkeit mehr ist, da die Dogmen des Christentums unsere
Instinkte dämonisiert haben, und unsere Gesellschaft erst wieder
lernen muss, wie man in Einklang mit der Natur denkt. Spirituell bedeutet
das, durch die Mythen und alten Lebensweisheiten sich selbst zu erkennen,
und die Natur um sich herum zu verstehen. Es bedarf also keiner ‘besonderen
Umstände‘, um ein Heide zu sein. Die ‘alte Tradition‘
ist eine offizielle Religion hier in Norwegen, und auch viele 'gewöhnliche'
Leute haben ein enges Verhältnis zu ihrer Kultur.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Die germanischen Heiden hatten Respekt für Mutter Erde und eine Sensibilität für ihre Geheimnisse. Sie glaubten an das Gleichgewicht der Kräfte, eine Harmonie zwischen Göttern und Göttinnen, zwischen männlich und weiblich, Licht und Finsternis, positiv und negativ. Wir brauchen all jene Elemente, die um uns und in uns existieren. Sie wußten, dass die Natur ein ewiger Kreislauf ist. Der alte Glaube kam von ihrem Wissen, und die Legenden spiegeln nur die Wirklichkeit des Lebens in Midgard, wie sie die Erde nannten. Heidnische Traditionen haben grundsätzlich keine beschränkenden Dogmen, die dem Individuum vorschreiben, wie es zu denken hat. Spiritualität, oder Religion, war einst der Weg, den Geist des Menschen zu öffnen und zu erweitern und die eigenen gegebenen Möglichkeiten zu verbessern. Nicht den Geist zu verschließen, zu blenden, zu ängstigen und die gegebenen Möglichkeiten zu unterdrücken, wie wir das im Rahmen der dominierenden patriarchalen dogmatischen Religionen beobachten.
Was erwiderst Du Menschen, die Deine Weltanschauung
und Lebensart als Eskapismus, als Fluchtbewegung aus den Widrigkeiten
der postmodernen Industriegesellschaft, kritisieren?
Ich bekomme eigentlich solche Kritiken nicht, allgemein
werden meine Meinungen respektiert und als ziemlich bodenständig
angesehen. Wenn ich immer wieder betone, heidnisch zu sein, bedeutet das
nicht, alles stehen und liegen zu lassen und in Strohhütten ohne
Strom zu ziehen. Es bedeutet, sich der Natur bewusst zu werden, seiner
eigenen, inneren Natur bewusst zu werden und eine persönliche Balance
zu finden. Die alten Religionen drehen sich um das Verständnis der
Natur und der menschlichen Natur. Die heidnischen Werte drehen sich darum,
das Leben auf die angemessenste Weise zu leben. Daher würde ich sagen,
dass die alten Weisheiten, auf die ich mich beziehe, sehr realistisch
sind. Man verhält sich zu der Natur und man verhält sich zu
den Mitmenschen, ohne die Angst vor einem Gott, der aufpasst und straft,
wenn man seinen Gesetzen nicht gehorcht – wie es im Christentum
der Fall ist. All solche dogmatischen Religionen sind wirklich gefährlich
weltfern, wenn man sie fanatisch ausübt. Als Heide ist man dagegen
selbst für sein Leben verantwortlich, lebt das Leben zu seinem Besten
und hat einen offenen Sinn für die Mystik und Magie der Natur. Auf
der anderen Seite würde ich natürlich zugeben, dass ich unser
alltägliches Leben für furchtbar geistlos und 'unmagisch' halte.
Insofern kann meine Beschäftigung teilweise schon als der Versuch
begriffen werden, in eine mystischere Welt zu entkommen.
Über die germanische Welt und Religion ist nur sehr
wenig überliefert. Viele Fakten lassen sich nur aus erheblich späteren
Quellen abstrahieren. Auch die Bücher von Edred Thorsson, auf die
Du Dich u.a. in Deinem Buch beziehst, basieren eigentlich auf Runenkunde
des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Ist nicht die aktuelle
Vision vom Germanentum ein gegenmodernes Konstrukt?
Vieles von der alten Religion hat überlebt, das man
in unseren heutigen Traditionen, Bräuchen, Geschichten, Sagen, Werte,
Ortsnamen noch entdecken kann. Viel hat sich gewandelt, doch die menschliche
Natur hat sich nicht verändert. Viele Erkenntnisse über Runenkunde
und Rituale sind modern, ja. Da unsere Vorfahren nichts niedergeschrieben
haben, ist wenig aus originären Quellen überliefert. Doch man
muss bedenken, dass die heidnische Tradition eine lebende Tradition ist.
Sie bewegt sich mit uns und wird ständig ergänzt. Unsere Vorfahren
haben ihre eigenen Rituale ausgearbeitet, und wir heute müssen die
magischen Symbole neu interpretieren und unsere eigenen Rituale gestalten.
So können wir den alten Geist weiterführen.
Heidentum, und speziell dessen nordische Ausrichtung,
stößt vielfach auf massive Kritik aus politischer Perspektive.
In Deinem Buch gehst Du selbst darauf ein. Denkst Du, das konsequente
Freidenkertum, das dem nordischen Heidentum innewohnt, ist überhaupt
anschlussfähig für eine politische Ausrichtung?
Einige unserer norwegischen Heiden sind politisch aktiv
in den linken und grünen Parteien. Spiritualität und Politik
sollten jedoch unabhängig von einander sein. Der nordische Asatrù-Glaube
ist ein ethnischer Glaube und wie alle anderen Naturreligionen sollte
er auch als solche anerkannt werden. Wir sollten unsere alten Symbole
zeigen, wir haben das Recht dazu, und wenn jemand negativ darauf reagiert,
erkläre ich, dass ich mich ebenso vom christlichen Kreuz oder ähnlichen
Symbolen, die von tyrannischen Regimen verwendet wurden, provoziert fühle.
Manchmal vermute ich, dass der eigentliche Grund dafür, warum die
Heiden als „Nazis“ diskriminiert werden, der ist, dass sich
die Gesellschaft von unserer Denkweise und unseren Bemühungen um
individuelle Freiheit bedroht fühlt.
Einige Deiner Texte sind sehr martialisch, speziell
in der massiven Ablehnung der christlichen Kirche („Fight the men
with cross that raped our souls...“). Welche Rolle spielt in Deiner
Kunst der Archetyp des "Kriegers"?
Ich bin dem Image des Kriegers, besonders der Kriegerin
oder Jägerin sehr angetan. Ich bin auch in einer Wikinger-Re-enactment-Gruppe;
nicht, weil ich für die Jagd oder den Krieg bin, sondern weil ein
Krieger im mythologischem Sinne ein starkes Individuum symbolisiert der/die
für sein/ihr Recht kämpft, sich durchsetzt und andere verteidigt.
In meinem Leben musste ich oft kämpfen, mich verteidigen; kämpfen,
um an mein Ziel zu kommen. Und natürlich kämpfe ich für
eine Ideologie. Auch würde ich nicht vor physischem Kampf zurückschrecken,
um meine Tochter Alva zu verteidigen. Doch dies ist ein natürlicher
Instinkt, den alle haben sollten.
Vor einigen Jahren noch warst Du sehr befasst mit einer
Weltsicht, die man grob als ‘satanistisch‘ bezeichnen könnte,
wobei Du selbst betonst, dass es dabei darum gehe, in ‘Satan‘
ein philosophisches, ambivalentes Prinzip zu entdecken, das ein Leben
in Balance ermöglichen kann. Ähnliche Ansätze finden sich
auch in deinem Buch Die alten Feuer von Migard.
Siehst Du einen wesentlichen Unterschied zwischen Deinem Satanismus von
einst und dem nordischen Schamanismus?
Wie ich in meinem Buch erwähne, ist die Figur des Satans
eigentlich eine positive Figur. Er symbolisiert die natürlichen Instinkte
und das freie Denken des Menschen. Er ist ein Rebell, der sich dem faschistischen
Regime des ‘Einzigen Gottes‘ widersetzt. Im Christentum gilt
die Haltung als ketzerisch oder „böse“. Auch ist Satan
eine dämonisierte christliche Version der heidnischen Wald- und Naturgötter.
Deswegen mag ich diese Figur. Sogenannte 'moderne Satanisten' gehen gegen
diese christliche Dämonisierung an. Sie sind sich ihren natürlichen
Instinkte bewusst und haben die gleiche Lebensauffassung wie Heiden, das
Leben voll auszuleben, die sogenannten dunklen Aspekte des Lebens zu erforschen
und damit umzugehen anstelle es zu verneinen. Dennoch bin ich nicht so
von dem Namen „Satanismus“ begeistert, da er ein Teil des
Christentums ist und somit die christliche Ideologie am Leben hält.
Ich halte es am besten, das Christentum ganz hinter sich zu lassen.
C.G. Jung schrieb ja: „Wenn die Menschen aber
dazu erzogen werden, die Schattenseite ihrer eigenen Natur zu sehen, so
ist zu hoffen, dass sie auf diesem Wege auch ihre Mitmenschen besser verstehen
und lieben lernen.“ -– Würdest Du Deinen eigenen Ansatz
eines nichtpatriarchalischen Glaubenssystems als feministisch bezeichnen?
Das Weibliche spielte eine große Rolle in den heidnischen
Kulturen und war wohl sehr anerkannt. Das Unterbewusstsein, das Ungesehene,
das Mystische und Magische wurden als weiblich angesehen. Die Weisheit
selbst ist in fast allen Mythen weiblich. Die erste Gottform war die Mutter,
die Göttin, die das Leben gibt und die das Leben nimmt. Das individuelle
Schicksal der Menschen und auch der Götter, so glaubte man, sei von
einer weiblichen Kraft bestimmt. Doch man kann in den Mythen ganz eindeutig
erkennen, dass das Weibliche und das Männliche miteinander harmonieren
und sich ergänzen. Das heißt, beider Werte sind anerkannt und
geschätzt. Durch die Mythen kann jeder Mann und jede Frau sich selbst
erkennen, und sich mit den Göttern und Göttinnen identifizieren.
Die Hinwendung zu weitgehend akustisch erzeugter Musik,
wie sie auch Hagalaz Runedance präsentiert, wirkt fast wie ein reaktionärer
Impuls angesichts der umfassenden Technifizierung populärer Musik.
Wie ist Dein Verhältnis zu aktueller Popmusik und wie würdest
Du die Position von ritueller und neofolkloristischer Musik in der internationalen
Musikszene verorten?
Für mich sind die akustischen Folk- und Mittelalter-Instrumente
(Akustikgitarre, Drehleier etc.), die ich benutze, sehr wichtig. Ich liebe
den Klang von alten Instrumenten und schaffe so eine Verbindung zur Vergangenheit.
Instrumente wie die Lyre werde schon in den Mythen erwähnt. Meine
Musik ist eine Reise zwischen Welten, alten und neuen, daher benutze ich
auch moderne Instrumente. Ich selbst würde meine Musik als 'progressiven
Folk' bezeichnen. Heidentum und Musik bieten für mich dasselbe: spirituelle
Freiheit und magische Kreativität.
Ist ein heidnische Lebensart mit fortschreitender kultureller
und wirtschaftlicher Globalisierung vereinbar?
Ich würde sogar sagen, dass es mehr und mehr notwendig
wird, sich an seiner Wurzeln zu erinnern, umweltbezogener zu denken und
mehr ökologisch verträgliche Mittel einzusetzen, um unsere Erde
wieder in Balance zu bringen.
Zum Abschluss: Würdest Du Dir wünschen,
dass Du mit Deinem künstlerischen Werk Menschen beeinflusst, und
dass die Akzeptanz nordischer Spiritualität sich weiter verbreitet?
Ich habe schon so einige Individen mit meinen Worten und
meiner Musik beeinflusst. Ich habe sie inspiriert, in sich zu gehen und
sich selbst zu finden. Und es wäre schön, wenn es allgemein
bekannt würde, dass die von den Christen verfolgten Heiden keine
'bösen Barbaren' waren, sondern dass sie ein viel besseres und natürliches
Verhältnis zwischen den Geschlechtern kultivierten, dass Magie etwas
Natürliches ist und dass viele heidnische Traditionen immer noch
unbewusst praktiziert werden...
Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für Dich, Deine Familie und Deine zukünftige Arbeit mit Hagalaz Runedance.
Vielen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für Dich, Deine Familie und Deine zukünftige Arbeit mit Hagalaz Runedance.
Das Gespräch führte Maria Nicoli.
Veröffentlichungen von Andrea Haugen:
Hagalaz‘ Runedance: When the Trees were silenced (7 inch, Elfenblut 1996) – The Winds that Sang of Midgard’s Fate (CD, Elfenblut 1998) – Urd – That Which Was... (MCD, Well of Urd 1999) – Volven (CD Well of Urd 2000) – Frigga’s Web (Hammerheart 2001)
Buch: Die alten Feuer von Midgard, Berlin: Second Sight Books 2001, ISBN 3-935684-01-0